Ein diplomatischer Zwischenfall im Juli 1870 löste
den Konflikt zwischen Frankreich und Preussen aus. Bismarck,
der den Anschluss der südlichen Staaten Deutschlands erhoffte,
war der Meinung, dass die Auslösung eines Konflikts gegen Frankreich
zur Verstärkung des deutschen Patriotismus beitragen würde.
Mit diesem Ziel vor Augen versuchte er, die preußischen Verbindungen
zu den europäischen Staaten zu verstärken.
Der Zwischenfall, auf den Bismarck hinzielte, um sein
Land gegen Frankreich zu richten, fand in der Form statt, dass ein
deutscher Prinz Anwärter auf den spanischen Thron war. In der
Gefolgschaft Napoleons
III. war die Erregung sofort gross und als Frankreich und die
anderen beudeutenden Staaten gemeinsam Druck ausübten, verzichtete
der deutsche Prinz darauf, spanischer König zu werden. Am 13.
Juli beauftragte Frankreich seinen Botschafter Benedetti,
beim preussischen König, der sich in der Thermalstadt Ems aufhielt,
die Zusage einzuholen, dass er keine erneute Kandidatur zulassen
werde. Wilhelm I. versicherte, dass für ihn die Angelegenheit
erledigt sei und lehnte jegliche Verpflichtung ab. Der französische
Botschafter bat erneut um Audienz, wurde jedoch abgewiesen. Am gleichen
Tag sandte Wilhelm I. an Bismarck
ein Telegramm, in dem er über die Ereignisse des Tages berichtete.
Durch eine geschickte Umwandlung des Textes gab Bismarck diesem
Telegramm einen für Frankreich beleidigenden Stil, der dort
sofort die Empörung der öffentlichen Meinung hervorrief,
die bereits wegen der Kandidatur der Hohenzollern kurz vor der Explosion
stand. Danach sandte er das Telegramm an die Presse und die Botschaften.
Wie geplant, war das Emser Telegramm beleidigend genug,
um die öffentliche französische Meinung aufzupeitschen,
die bereits wegen den von Napoleon III erlittenen Abweisungen seiner
Ausgleichersuche schwer beleidigt war. Er stand der deutschen Einheit
positiv gegenüber und diente als Vermittler zwischen Preussen
und Italien, mit welchem Bismarck im April 1866, kurz vor Ausbruch
des Konflikts gegen Österreich, eine Allianz eingegangen war.
Napoleon III, der auf die Belohnung für seine guten Dienste
hoffte, bat nach dem preussischen Sieg insbesondere um Überlassung
von Luxemburg und Belgien.
In der französischen und der preussischen Hauptstadt
war die Menge dermassen erregt, dass ein Aufeinandertreffen unumgänglich
schien. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preussen den Krieg
und begann einen Konflikt, in dem es aus diplomatischer Sicht allein
dastand. Die Entscheidung, den Krieg zu erklären, stellte Frankreich
als Angreifer dar und die oft missglückten Initiativen der
kaiserlichen Politik hatten nach und nach dazu geführt, dass
sich die traditionellen Verbündeten zurückzogen:
1861 sandte Napoleon ein französisches
Expeditionskorps nach Mexiko mit dem Ziel, den Einfluss der Vereinigten
Staaten in diesem Gebiet zu stoppen. Er schlug Erbherzog Maximilian
von Habsburg vor, über das Kaiserreich zu herrschen, dass er
dort errichten wollte. Dieser Vorschlag hatte den Vorteil, die Verbindungen
zwischen Österreich und Frankreich zu festigen. 1864 war der
Erbherzog damit einverstanden, weil er glaubte, dass die französischen
Truppen in Mexiko verbleiben und dazu beitragen würden, seine
Macht zu festigen. 1867 verliessen die letzten französischen
Truppen das Land und Maximilian wurde hingerichtet. Napoleons Ruf
verschlechterte sich aufgrund der mexikanischen Expedition weil
er sein Versprechen nicht eingehalten hatte. Die Verluste für
Frankreich waren niederschmetternd: tausende von Soldaten starben
und Millionen Francs wurden für eine nutzlose Sache verschwendet.
Napoleon III. hoffte auf Unterstützung
Italiens. Aber die römische Frage hatte die Beziehungen zwischen
Italien und Frankreich seit der Schlacht von Mentana abkühlen
lassen und Viktor-Emmanuel zögerte mit dem Eingreifen in den
Konflikt. Er schlug dann doch einen Eingriff vor, jedoch unter der
Bedingung, dass die Franzosen Rom verlassen, aber Frankreich wehrte
sich entscheidend dagegen.
Österreich, das nach Sadowa mit Frankreich
Verhandlungen über ein Bündnis aufgenommen hatte, zog
sich zurück, als es erfuhr, dass Zar Alexander II Preussen
versprach, im Falle einer österreichisch-französischen
Allianz Truppen an der russischen Grenze zu mobilisieren (Geheimabkommen
vom 27. März 1868). Russland war über das Verhalten Frankreichs
zur Hohenzollern-Kandidatur verärgert und hatte sich Preussen
genähert.
England war gegen die französische Politik
der Ausgleichsersuche nach Sadowa und verhielt sich streng neutral.
Napoleon III. hoffte noch auf Unterstützung
durch die Südstaaten Deutschlands, deren Sympathie für
Frankreich bekannt war. Die deutsche Solidarität war jedoch
stärker, wie von Bismarck vorgesehen, und die Südstaaten
schlossen sich Preussen an.
Frankreich stand vor seinen Verpflichtungen, während
sich alle europäischen Herrscher von ihm abgewandt hatten und
ihm vorwarfen, Preussen ungerechtfertigt anzugreifen.
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