Den Getöse der Schlachten an dem sengendheissen
Tag des 16. August folge eine kalte, nichts destoweniger laute Nacht.
Das Klagen, das Geschrei und die Rufe der Verletzten vermischten
sich mit dem verzweifelten und ängstlichen Gewieher der Pferde.
Manchmal ertönten Trompetenklänge der Regimenter, um die
verlorenen Soldaten einzusammeln. In diesem nächtlichen Chaos
rannten die Sanitäter über die Schlachtfelder und sammelten
mühsam die Verletzten ein, um sie so gut wie möglich mit
der notdürftigen Hilfe zu versehen.
Als am Morgen den 17. August die Sonne aufgeht, bieten
die Yron-Hochfläche und der Talkessel ein Bild der Verwüstung.
Auf dem gesamten Schlachtfeld von Rezonville bis Mars-la-Tour, war
der Schauplatz der Taten des Vortags mit Körpern, Waffen und
Pferden übersät. Ein beizender Gestank war bereits wahrnehmbar
und zog Vogelscharen an. Im Gegensatz zu den Bewohnern anderer Dörfer
besorgten sich die Dorfbewohner von Mars-la-Tour Karren mit Stroh
und begaben sich auf die Schlachtfelder, um den Verletzten zu helfen.
Das Rathaus und viele Häuser wurden zu Lazaretten umgerichtet,
in denen Verletzte beider Nationen abgeliefert wurden. Sie waren
schnell überfüllt.
Es wurde eher zu einer Leichenzählung als zu
einer Rettungsaktion. Angesichts des Ausmaßes dieser düsteren
Verrichtung, traf der Gemeinderat am 19. August 1870 eine spontane
Entscheidung, wie im Auszug der Gemeinderatsbeschlüsse zu lesen
ist : "Der Gemeinderat der Gemeinde Mars-la-Tour beschließt
in einer außerordentlichen Sitzung, alle Leichen, Soldaten
und Pferde auf Kosten jedes einzelnen zu beerdigen. Die Arbeitstage
der Arbeiter werden berechnet und nach Beendigung der Arbeiten werden
diejenigen Dorfbewohner, die sich nicht an den Arbeiten beteiligten,
an den Bürgermeister eine den Arbeiten entsprechende Ausgleichssumme
entrichten. Alles wird zwischen den Arbeitern entsprechend der Zahl
der gearbeiteten Tage verteilt."
|